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Medizinische Fakultät

Susanne  Kassube

Susanne Kassube, Prof. Dr.

  • Seit 01.06.2022: SNF-Professorin für Biochemie UZH
  • Forschungsgebiet: Molekulare Mechanismen von Fe-S-Protein-Biogenesefaktoren und DNA-Reparaturenzymen
2022 Assistenz-Professur am Biochmisches Institut, UZH
2014-2020 Postdoc: Friedrich Miescher Institut für Biomedizinische Forschung, Basel
2008-2013 Dissertation: University of California, Berkeley, USA in Biophysik und Strukturbiologie
2003-2008 Studium: Ruprecht-Karls Universität Heidelberg, in Biologie (Schwerpunkt Biochemie/Biophysik)

 

Interview

Wissenschaftliche Arbeit versus andere Berufstätigkeit: Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Ich war schon früh fasziniert von der Biologie, als Kind habe ich mich sehr für Verhaltensforschung an Primaten interessiert und die Bücher von Jane Goodall, Birute Galdikas und Dian Fossey verschlungen.

Während des Biologie-Studiums in Heidelberg habe ich dann die Strukturbiologie für mich entdeckt. Ich war fasziniert davon, dass es möglich ist, all die winzig kleinen Proteine in unseren Zellen zu visualisieren, und dabei herauszufinden, wie sie funktionieren.

Die wissenschaftliche Forschung bietet viele Freiheiten, und es gibt zahllose offene Fragen, zu deren Beantwortung es kreative Ansätze braucht. Der Alltag in der Wissenschaft ist nie langweilig!

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und was ist das Besondere dabei?

In meiner Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns mit zwei verschiedenen Themen: wir möchten herausfinden, wie bestimmte DNA-Reparaturmechanismen funktionieren, und wir möchten verstehen, wie die Biogenese von Proteinen, welche Eisen-Schwefel-Cluster enthalten, abläuft.

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, verwenden wir strukturbiologische Methoden, um dreidimensionale Modelle der Proteinkomplexe zu berechnen. Wie in anderen Bereichen gilt auch in der Biologie – ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Strukturbiologie liefert Bilder, manchmal sogar Filme, die uns einzigartige Einblicke in die Funktionen und Wirkungsmechanismen der Proteine liefern. Diese Erkenntnisse bilden oft die Grundlage für die Entwicklung von Hypothesen, oder sie werfen neue Fragen auf, die wir dann mit weiteren Experimenten versuchen zu beantworten. Die Resultate aus verschiedenen biochemischen und strukturellen Experimenten lassen sich dann wie in einem Mosaik zusammensetzen, das Bild wird immer detaillierter, je mehr Informationen wir gewinnen können.

Gab es in Ihrer Karriere besonders prägende Durststrecken oder Misserfolge? Wie überwanden Sie diese?

Die Postdoc Phase sowie die Übergangszeit zur Professur waren sehr herausfordernd, zumal ich in dieser Zeit auch eine Familie gegründet habe. Die Unterstützung durch meinen Partner, und die Ermutigung durch Mentoren und Kollegen, die beruflichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, waren essentiell in dieser Zeit.

Welche Person / welche Institution hat Sie in Ihrem beruflichen Umfeld am stärksten unterstützt?

Während meiner Zeit im Labor von Eva Nogales hatte ich sehr viele Freiheiten, mir meine Projekte und Forschungsfragen selbst auszusuchen. Diese Erfahrung hat mein wissenschaftliches Denken stark geprägt. Während der anschliessenden PostDoc Zeit und dem Übergang zur Professur habe ich sehr von ihrer Unterstützung profitiert und ihrer Ermutigung, trotz allen Hindernissen meinen Weg zu gehen.

Dank der Förderung durch den Schweizerischen Nationalfonds konnte ich dann mein Labor an der UZH aufbauen.

Hatten Sie (besondere weibliche) Vorbilder, die Ihren Werdegang beeinflusst haben? Welche?

Ich hatte das Glück, schon sehr früh in meiner wissenschaftlichen Laufbahn hervorragende Wissenschaftlerinnen kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten – zunächst war das Irmgard Sinning während meines Studiums an der Universität Heidelberg, und dann natürlich meine Doktormutter Eva Nogales an der University of California, Berkeley. Das Labor von Jennifer Doudna war gleich nebenan – Frauen in der Spitzenforschung waren also quasi allgegenwärtig. Erst später, nach meiner Rückkehr nach Europa, ist mir klargeworden, wie aussergewöhnlich ein solches Umfeld leider immer noch ist.

Welche Massnahmen ergreifen Sie als Professorin, um den wissenschaftlichen Nachwuchs (insbesondere Frauen) an Ihrem Institut zu fördern?

Ich bin gerade dabei mein eigenes Team aufzubauen, hier ist es mir wichtig, eine

offene und kollaborative Atmosphäre zu schaffen, in der alle Ansichten gehört, und wissenschaftlicher Austausch und gegenseitige Unterstützung geschätzt werden. Ein professionelles Arbeitsumfeld ohne Diskriminierung ist wichtig - nicht nur für Frauen! - und gleichzeitig die Grundlage für produktive Forschung.

In meiner eigenen Laufbahn hatte ich die spannendsten und interessantesten Erfahrungen an Institutionen mit flachen Hierarchien und grossen wissenschaftlichen Freiheiten – dies möchte ich nun auch in meiner eigenen Forschungsgruppe umsetzen. Des weiteren ist es mir wichtig, die Studierenden schon früh in die Forschung mit einzubeziehen – die Theorie ist wichtig, die Umsetzung in der praktischen Forschung viel spannender als jedes Lehrbuch!

Welche Tipps geben Sie einer Jungforscherin auf den Weg, die eine akademische Karriere ins Auge fasst?

Nicht aufgeben! In jeder Karriere gibt es Durststrecken.

Ist es aus Ihrer Sicht eine Herausforderung die Balance zwischen Forschung und der Familie/dem Privatleben zu halten? Wie gehen Sie damit um?

Ja, es ist definitiv eine Herausforderung, aber ich könnte mir mein Leben ohne Forschung oder ohne meine Familie nicht vorstellen!